Logbucheintrag #11

Nach dem Ende von Bloodborne geht es nun weiter im New Game Plus. Dadurch erhalte ich auch gleich die Möglichkeit, nochmal drüber zu schreiben, was ich in Yharnam erlebe. Daher, wie immer, Spoilergefahr!

Es geht los mit einem kurzen Intro, gefilmt aus der Egoperspektive. Ein schäbig aussehender alter Mann mit Bandagen über den Augen und einem alten Hut auf dem Kopf beugt sich über mich und erklärt mir, der Kontrakt sei geschlossen und ich würde im Gegenzug die Transfusion erhalten. Dann verschwimmt das Bild, während der Alte irre lacht. Sehr vertrauenswürdig. Als sich die Augen wieder öffnen, liege ich gefesselt auf einer Liege. Links von mir sprudelt massig Blut aus dem Boden, aus dem sich ein gruseliger Werwolf erhebt.


Plötzlich geht dieser allerdings in Flammen auf und verschwindet. Dazu muss man wissen, dass in der Welt von Bloodborne eine Seuche grassiert, die Leute in Bestien verwandelt. Einzige Heilung verspricht das heilige Blut, dass man in Yharnam erhält. Unser Protagonist ist also einer dieser Patienten und hat sich im Gegenzug dazu verpflichtet, in der Nacht der Jagd als Jäger durch Yharnam zu ziehen und Monster zu töten. Das Blut hat die Seuche geheilt, was durch den in Flammen aufgehenden Werwolf symbolisiert wird.
Als nächstes klettern kleine, weiße Monster auf den Protagonisten, deren Köpfe aussehen wie eingedrückte Kaugummis. (Alter...)
Das Spiel beginnt, ich steige von der Liege und stehe in einem dunklen Raum voller medizinischer Utensilien. Einige Räume weiter wartet ein Werwolf, der mich im ersten Durchgang gnadenlos getötet hat. Dieses Mal jedoch habe ich ja meine Ausrüstung inklusive Waffe. Das Mistvieh liegt schnell am Boden. Draußen geht es über einen kleinen Friedhof hinein nach Yharnam. Einige alte Kutschen stehen herum, Kisten und Fässer stehen am Straßenrand. Oben schlurft ein Mann die Straße entlang, der eine Axt hinter sich her schleift. Ich habe jedoch die größere Axt. So schwer ist das NG+ anscheinend gar nicht! Es geht eine Leiter hoch und dort steht sie, die erste Lampe. Diese kleinen, bleichen Laternen sind Portpunkte und sind rar gesät in der Welt. Die meisten erscheinen nach einem Bosskampf, einige gibt es jedoch auch ohne Boss. Ich benutze sie und werde in den Traum des Jägers teleportiert.


Hier ist der einzig sichere Ort im Spiel. Auf einem Hügel steht ein kleines Haus, unten gibt es einige Grabsteine und knorrige Bäume. Neben den Stufen zum Haus sitzt eine große, weibliche Puppe. Im Haus finden sich viele Waffen an den Wänden, Werkbänke und Truhen stehen rum und ein alter Mann im Rollstuhl erwartet mich. Eyyyyyyyy, Hallo Gehrman! Den habe ich doch gerade besiegt! Den Rollstuhl nehm ich ihm also nicht mehr ab, denn ich weiß, dass er aufstehen kann und auch noch sehr flink auf den Beinen ist. Er erklärt mir, dass ich mich wie Zuhause fühlen soll und alles nutzen kann. Auch die Puppe. Sagt er und kichert dabei. Ekliger alter Mann!
Ich porte mich zurück in die Stadt und hacke mich durch die heimische Bevölkerung. Früher, am Anfang, bin ich hier andauernd gestorben und bald verzweifelt. Doch die Lernkurve ist sehr steil in diesem Spiel und mittlerweile kenne ich jeden Gegner und ihre Bewegungsabläufe. Daher gibt es diesmal keine Probleme mit den Einheimischen. Für die Platintrophäe brauche ich noch alle im Spiel erhältlichen Waffen und mir fehlen noch zwei. Eine davon bekommt man von Eileen der Krähe, die sich selbst Jägerin der Jäger nennt. Sie steht im Startgebiet, bis man den ersten Boss erledigt hat und ich habe sie letztes Mal schlichtweg nicht gefunden. Ein mysteriöses, kurzes Gespräch später, bringt sie mir eine neue Geste bei und das war es auch schon. Gesten sind eine Möglichkeit, sich im Multiplayer zu verständigen, für mich im Singleplayer aber nutzlos. Also gehts weiter durch Yharnam. Ich betrete ein dunkles Haus und töte den Mann, der dort schon auf mich wartet. Beim ersten Mal habe ich mich hier tierisch erschrocken, jetzt kenne ich den Guten ja schon. Einige Stufen weiter oben stirbt auch der nächste Gegner und ich stehe vor einem Tor und einem Hebel. Den betätige ich und das Tor öffnet sich und TADAA! stehe ich wieder an der Laterne. Dieser Effekt ist eine der großen Stärken des Spiels. Das Leveldesign ist so genial ausgeklügelt, dass es immer Abkürzungen auf dem Weg zum nächsten Boss gibt. Da nach meinem Tod alle Gegner wieder respawnt sind, würde es schlicht zu lange dauern, sich wieder durch die Massen zu hacken um am Ende den Boss erneut zu versuchen. Und versuchen muss man die sehr oft in den meisten Fällen. Gerade beim ersten Durchspielen sorgten die plötzlichen Abkürzungen regelmäßig für große WTF-Momente. Da sich durch meinen Kampf mit den Einheimischen schon einige Blutechos angesammelt haben, beschließe ich, mich erstmal in den Traum zurück zu teleportieren. Blutechos sind die Währung des Spiels und verschiedene Gegner gewähren bei ihrem Ableben unterschiedlich viel davon. Das Problem ist nur, dass man sie beim Tod verliert. Dann liegen sie entweder als schwach leuchtende Pfütze auf dem Boden oder der Gegner, der einen getötet hat oder in der Nähe stand, trägt sie. Diesen erkennt man dann durch einen violetten Schimmer seiner Augen. Tötet man ihn, erhält man seine Echos zurück. Dieses System war am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, denn man ist als Spieler darauf konditioniert, seinen Tod zu vermeiden und Währungen anzuhäufen. Wenn man dann nach einer Weile stirbt und alles ist weg, tut das weh. Ich musste mich erst darauf einstellen, dass das Sterben hier dazu gehört und man Echos am besten immer ausgibt, wenn man im Traum ist.
Die zweite Währung ist Einsicht, die man entweder durch das Töten von Bossen oder beim Plündern von Leichen erhält. Sie ist relativ selten und bewirkt so einiges. Sie verkörpert quasi das Verständnis des Charakters für die Welt und Jagd. So kann es sein, dass man ab einer bestimmten Menge Einsicht Dinge sieht, die vorher verborgen waren. Zum Beispiel riesige Monster mit langen Armen und Beinen, die an Gebäuden hängen, oder kleine, krabbelnde Haufen aus Schädeln (besser kann ich es nicht beschreiben..). Unangenehmer Nebeneffekt der Einsicht ist allerdings, dass der Charakter dem Wahnsinn immer näher kommt. Umgesetzt wird das im Spiel dadurch, dass Gegner, die Wahnsinn verursachen, deutlich mehr Schaden anrichten.
Ich komme also zurück in den Traum und bemerke: die Puppe steht plötzlich vor mir und lebt. Danke Einsicht. Diese Puppe ist die einzige vollkommen gute und unschuldige Person in diesem Spiel. Man kann mit ihr reden oder seine Blutechos bei ihr kanalisieren, d.h. ausgeben, um die eigenen Werte zu verbessern. Dabei steigt pro Level natürlich die benötigte Anzahl. Außerdem hat sie eine super sanfte Stimme und ist immer höflich. Die Gute. Also ab gehts, einige Werte erhöhen und den Rest der Echos spende ich an einer Art Vogeltränke den Boten. Das sind diese kleinen, weißen Wesen, die am Anfang auf mich rauf geklettert sind. Es stellt sich also heraus, dass die Viecher zu den guten gehören. Bei ihnen kann man Items wie Heilphiolen oder auch Waffen kaufen. Ein Riesenvorrat Phiolen ist immer gut, denn nichts nervt mehr als den Progress am Boss unterbrechen zu müssen, weil man erstmal farmen gehen muss.
Zurück in der Stadt sind alle Gegner wieder da, aber ich habe ja die erste Abkürzung freigeschaltet. Also kämpfe ich mich wieder durch die Bevölkerung, bis ich in der Kanalisation lande. An deren Ende ist eine lange Leiter, die mich zu einer großen Brücke führt. Neben dieser Brücke ist ein Fahrstuhl, den ich per Bodenplatte aktiviere. Ich lande unten am Fuß der Brücke, laufe ein Stück und töte zwei große, frankensteinähnliche Typen, die mich mit Ziegelsteinen verprügeln wollen. Nix da, Dickerchen! Eine Treppe später lande ich, TADAAA! an der eben freigeschalteten Abkürzung, dem Tor mit dem Hebel. Ich habe also eine Abkürzung, die zur nächsten Abkürzung führt. Mindfuck, ernsthaft! Klar ist aber auch, dass der erste Boss somit in greifbare Nähe rückt. Wieder oben auf der Brücke stürmt mir eine Horde der einheimischen Monstermenschen entgegen und im Hintergrund zündet einer eine große Strohkugel an und rollt sie die Brücke entlang. Wer jetzt gut ausweichen kann, braucht nicht mal die Horde zu besiegen. Das macht die Kugel schon und es gibt sogar Echos von den Toten. Super Sache. Ich lasse die restlichen Gegner links liegen und renne durch bis zum ersten Boss.


Pater Gascoigne. In der folgenden Zwischensequenz sieht man einen Mann mit Mantel und Schlapphut (augenscheinlich auch ein Jäger), der gerade einige blutige Leichen verbuddeln will und den ich dabei störe. Er brabbelt etwas von guter Jagd und Beute und man sieht, dass der Gute ziemlich große Reißzähne hat. Er ist also dem Bestientum erlegen, dass er eigentlich jagen sollte. Dem kann ich Abhilfe schaffen!
Der Kerl an sich ist schnell, unterbricht mich gerne mit seiner Pistole und besitzt, ebenso wie ich, eine Trickwaffe. Die Waffen in Bloodborne haben immer zwei Funktionen, in meinem Fall eine kurze Einhandaxt mit gutem Schaden oder (durch kräftiges ziehen am Griff) eine Zweihandaxt mit enormen Schaden und großer Reichweite. Da ich mangels eines dritten Arms, so aber keine Pistole führen kann, habe ich die Spielweise mit dem Unterbrechen nicht wirklich drauf. Ich kämpfe lieber mit der größeren Reichweite und dem besseren Schaden. Dadurch ist die Axt allerdings auch langsamer und man muss seine Bewegungen besser timen. Es ist wie ein Tanz.
Der Pater hat ebenfalls so eine Axt und scheint wirklich wütend zu sein, denn er ist irre schnell und aggressiv. Der eigentliche Boss ist hierbei aber der Ort des Kampfes, denn beim fröhlichen Ausweichen und Wegducken bleibe ich ständig an Bäumen und Grabsteinen hängen oder finde mich plötzlich in einer Sackgasse. Da ich ihn ein halbes Jahr lang nicht gesehen hab, hat der gute Pater erstmal leichtes Spiel mit mir. Tot. Super, von vorn. Ich renne also den ganzen Weg erneut, fahre Fahrstuhl, weiche der Feuerkugel aus usw und stehe vor einer Nebelwand. Diese markiert ab dem zweiten Versuch einen bevorstehenden Bosskampf.
Tot. Super. Nochmal.
Schließlich gelingt es mir den alten Jäger einiges Leben abzuziehen, da wechselt er in die zweite Phase. Er mutiert, die Bestie in ihm bricht durch und er ist doppelt so groß wie vorher. Und doppelt so schnell. Und (man glaubt nicht das es möglich ist bis man es erlebt) noch viel wütender. Erneut fängt mich der Friedhof mit seinen Sackgassen ein und der Kampf ist vorbei.
Tot. Nochmal. Es ist ja zumindest ein Fortschritt erkennbar.
Letztendlich liegt er endlich vor mir im Staub und ich habe es geschafft. Da ist es wieder, das euphorische Gefühl, wenn man einen Boss endlich besiegt hat und der Adrenalinspiegel wieder sinkt. Das macht den Reiz an der Sache aus.   

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dragon Quest XI: Fazit

Logbucheintrag #14

Dark Souls Remastered: Fazit