Gris


Nachdem ich dieses Jahr sehr viele große Open-World-Titel gespielt hatte, wollte ich das Jahr mit kleineren Spielen aus anderen Genres ausklingen lassen. Ein Anwärter dafür war das neu remasterte Spyro auf der PS4. Doch der Kauf der Nintendo Switch durchkreuzte diesen Plan und so schaute ich mich im Nintendo eshop um. Ein Titel fiel mir dabei schnell ins Auge: Gris. Gerade erst erschienen und von Kritikern hoch gelobt, sah das Spiel für mich sehr interessant aus. Ein paar mal Knöpfe drücken und mein Guthaben im eshop war auf dem erforderlichen Niveau. Danke, Digitalisierung!
Gris ist ein 2D Plattformer, ein sog. Metroidvenia (Kombination aus Castevania und Metroid Prime, die dieses Genre auf den Konsolen maßgeblich geprägt haben). Zu meiner Zeit sagte man noch ganz einfach Jump'n Run.
Das Spiel besticht durch seinen besonderen Artstyle und den mega guten Soundtrack, den ich mir gleich bei Amazon kaufen musste. So sieht alles handgemalt aus, die Linien sind sehr fein und die Farben verhalten sich wie Aquarell. Dadurch entsteht ein Fluss, ein Verschwimmen der Bilder, was zu einer beeindruckend schönen Optik führt.
Der Soundtrack ist ruhig mit vielen Ambientesounds, schwillt aber gelegentlich an und flacht dann wieder ab. Dabei sind alle Titel mit Streichern besetzt und gehen ans Herz.


Richtig genial ist aber die Kombination bzw das Zusammenspiel von beiden. Kommt ein Sturm, schwillt die Musik beinahe schrill an, um dann ebenso wie der Sturm plötzlich nachzulassen. Dieses Spiel aus beeindruckenden Bildern und genialem Sound macht das Spiel so besonders. Es erinnert sehr an das hochgelobte Journey, welches die gleichen Stärken nutzte. Und ebenso wie in Journey wird die Geschichte nur über die Bilder erzählt. Kein Text, kein Ton.
Es geht um ein Mädchen (ich nehme an sie heißt Gris), das auf der Hand einer großen, weiblichen Statue steht und singt. Alles ist bunt, die Farben spielen miteinander und verschmelzen passend zu ihrem Gesang. Doch dann ändert sich der Ton, die Statue zersplittert und Gris fällt in einen Abgrund. Dort unten ist alles grau, ebenso wie sie nun selbst.


Sie taumelt durch die öde Landschaft, fällt immer wieder hin und schnappt verzweifelt nach Luft. Kein Ton kommt mehr über ihre Lippen. Auch wenn man erst seit 2 Minuten im Spiel ist, entwickelt man schon Mitleid mit ihr! Ich war sofort tief drin in dem Spiel. Sie rappelt sich auf und zieht los, löst einige einfache Sprungabschnitte und findet schließlich eine Farbe. Rot. Ab jetzt ist die Welt immer noch grau und trist, doch mit einem leichten Rotstich.


Sie lernt, wie sie ihr Kleid in einen schweren Steinblock verwandeln kann und erreicht so neue Abschnitte, die zuvor verschlossen waren. Und so sammelt man eine Farbe nach der anderen, jedes mal mit neuen Effekten in anderen Umgebungen. Eine wirklich traumhaft schöne Reise durch eine fantastische Welt, die sehr viel Deutungsspielraum zulässt. Kämpft sich Gris aus einer Depression heraus? Kämpft sie sich nach dem Verlust der geliebten Statue langsam ins Leben zurück, was durch das allmähliche Verschwinden der Grautöne dargestellt ist? Man weiß es nicht, doch für jede dieser Deutungen ist das Spiel passend und genial umgesetzt.
Weder ist Gris besonders schwer noch groß, ich war nach ca 5 Stunden durch. Doch es waren intensive 5 Stunden und somit ihr Geld wert. Als es vorbei ist, starre ich auf den Abspann, überwältigt und gerührt. Was für ein Erlebnis! Es muss eben nicht immer ein großes Open-World Abenteuer oder ein schneller Shooter sein, ebenso wenig wie es ein AAA-Titel sein muss. Manchmal sind bei den vielen kleinen Spielen auf dem Markt ein paar Perlen dabei.





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dragon Quest XI: Fazit

Logbucheintrag #14

Dark Souls Remastered: Fazit