Hellblade: Senua's Sacrifice: Fazit


Mit Hellblade: Senua's Sacrifice gelang Ninja Theory 2017 ein Überraschungshit. Ich spielte das Spiel damals auf Steam und war sofort gepackt. Für mich war es 2017 das Spiel des Jahres und zählt auch heute noch zu einem der besten Spiele, die ich je gespielt habe. Nun war es im Angebot und so besorgte ich es mir nochmal auf der Playstation und schnell wurde klar: auch beim 2. durchspielen hatte es seinen Reiz nicht verloren.

Setting

Hellblade ist ein sehr verstörendes Spiel. Es spielt geschickt mit visuellen und vor allem akustischen Reizen und behandelt ein bisher zu wenig beachtetes Thema , die psychischen Erkrankungen. Es geht um Senua, eine junge Kriegerin. Das Spiel findet in einem Wikinger-Setting statt und behandelt auch viele Teile der nordischen Mythologie. Im Verlauf des Spiels erfährt man, dass die junge Senua Tochter eines Schamanen ist, der dem Weg der Götter mit allen Mitteln folgt. Seine Frau verfügte anscheinend über die Gabe, mit den Toten zu sprechen und empfing Visionen. Dies interpretierte der Vater als "die Dunkelheit", die sich in seiner Frau eingenistet hatte und lies sie verbrennen. Senua zwang er, dabei zuzusehen, um ihr zu zeigen, wie wichtig es sei, den Göttern zu folgen. Jedoch sah er auch in Senua diese Dunkelheit und sperrte sie ein, unterstellte ihr, dem Dorf Unglück zu bringen und misshandelte sie auch.


Als junges Mädchen glaubte sie diese Dinge irgendwann und mied daher den Kontakt zu den anderen Dorfbewohnern. Doch eines Tage sah sie den Sohn des Häuptlings, Dillion, und verliebte sich in ihn. Er lehrte sie den Umgang mit dem Schwert und Senua lehnte sich zunehmend gegen ihren Vater auf. Als jedoch eine Seuche das Dorf heimsuchte, sah sie sich erneut mit den Vorwürfen konfrontiert, daran Schuld zu sein und so flüchtete sie in die Wildnis, um Dillion nicht mit ihrem Unglück zu gefährden. Dort traf sie Druth, einen von den Nordmännern entführten Sklaven, der ihr Geschichten über die Götter erzählte und seine Weisheit mit ihr teilte. Schließlich kehrte Senua in ihr Dorf zurück und musste feststellen, dass es von den Nordmännern überfallen worden war. Die Bewohner waren entführt oder getötet worden und auch Dillion war unter den Toten, hingerichtet durch eine brutale Methode der Wikinger, dem Blutadler oder Blutaar.


Senua verzweifelte und fasste, inspiriert durch Druths Geschichten, den Plan, nach Helheim zu reisen und Dillions Seele von der nordischen Göttin des Todes, Hela, zurück zu fordern. Da in ihrem Glauben der Sitz der Seele der Kopf ist, nahm sie Dillions Kopf mit. An diesem Punkt begegnet man ihr als Spieler zum ersten Mal, auf einem Baumstamm treibend durch den Nebel paddelnd.
Im Laufe des Abenteuers findet man Runensteine, die kleine Geschichten der nordischen Mythologie enthalten, die Druth einem dann erzählt. Auf dem Weg nach Helheim muss sie gegen verschiedene Kreaturen der Mythologie kämpfen, wie Surt oder Valraven. Durch die jahrelange Isolation, psychische und physische Misshandlung und ihre Verzweiflung und den Schmerz, den sie beim Verlust Dillions erlitten hatte, entwickelte sie eine psychische Erkrankung, vielleicht eine paranoide Schizophrenie. Sie hört Stimmen, und zwar jede Menge. Es gibt eine Hauptstimme, die ihrer eigenen ähnelt und als eine Art Erzähler fungiert. Gleichzeitig hört man aber auch ein Stimmengewirr aus vielen, die meist durcheinander flüstern oder schreien.


Dabei sind diese Stimmen oft unterschiedlicher Meinung und so kann es sein, dass manche etwas fragen, während andere gleichzeitig die Situation beschreiben, sie beschimpfen und sie warnen.  Und dann gibt es noch die Dunkelheit, eine männliche Stimme, die extrem verzerrt und tief ist und ihr immer wieder Angst macht und ihr zum Umkehren oder zur Aufgabe rät.     

Kampfsystem


Das Spiel an sich ist sehr linear, es gibt kaum Möglichkeiten sich zu verlaufen oder alternative Wege einzuschlagen. Ebenso verhält es sich mit dem Kampfsystem. Es gibt eine sehr überschaubare Anzahl an verschiedenen Gegnern, die zwar alle ihre eigene Taktik erfordern, aber alle nicht wirklich schwer zu besiegen sind. Der Fokus des Spiels liegt eindeutig nicht auf den Kämpfen, was aber in Ordnung ist. Senua kann leicht oder hart zuschlagen, blocken und ausweichen und konzentriert sich dabei immer auf einen Gegner, den dann die Kamera verfolgt. Sie hat keinen Lebensbalken, nach einigen Treffern ist einfach Schluss und sie bricht zusammen, um dann von den Gegnern noch den letzten Schlag zu bekommen, bevor der Bildschirm dunkel wird und das Spiel neu läd.

Grafik und Sound

Die Grafik ist gut, dazu kann man nicht sehr viel sagen. Senua selbst ist super animiert und wird von der deutschen Schauspielerin Melina Jürgens gespielt. Per Motion-Capturing wurden ihre Mimik und Gestik ins Spiel übertragen und so gut animiert, dass man ihr ihren Schmerz und die Angst stets abnimmt und ihn mitfühlen kann.





Eine der großen Stärken des Spiels ist der Sound. Die Entwickler empfehlen, dass Spiel mit Kopfhörern zu spielen und dem kann ich nur zustimmen. Unter Kopfhörern entwickelt sich ein komplexes und dreidimensionales Klangerlebnis, dass die vielen Stimmen von allen Seiten auf den Spieler einreden lässt und so für eine sehr intensive und oft beängstigende Stimmung sorgt. Ergänzt werden die Stimmen von stimmungsvollen Ambientesounds und das fast vollständige Fehlen von Musik trägt zur Stimmung bei. Der Ton ist so intensiv, dass mir die Stimmen fast schon fehlten, als ich nach einigen Stunden die Kopfhörer abnahm.

Besondere Mechaniken

Es gibt einige besondere Mechaniken, die das Spiel recht abwechslungsreich machen und oft auch einzigartig sind. Es beginnt schon mit den Stimmen. Diese sind am Anfang noch sehr chaotisch, doch je weiter das Abenteuer voranschreitet, desto hilfreicher und geeinter agieren die Stimmen und manchmal helfen sie einem sogar. Als Spieler gewöhnt man sich recht schnell daran, auf ihre Ratschläge und Kommandos zu hören.


Oft findet man Türen, die mit Runen verschlossen sind. Diese muss man dann fokussieren, wobei die Kamera nah heranzoomt und ungefähr auf Schulterhöhe von Senua bleibt. Sie merkt sich die Runen dann und man sieht sie schwach vor dem inneren Auge. Nun gilt es, diese Runen in der Welt zu finden und zu fokussieren. Dabei arbeitet das Spiel stark mit Perspektiven, sodass die Rune nur aus einem bestimmten Blickwinkel zu sehen ist. Sie können alles sein, ein Schatten oder zwei Pfähle, die im richtigen Winkel betrachtet die Rune ergeben.


Es gibt ein Level, in dem man sich in fast vollständiger Dunkelheit nur mit Hilfe des Gehörs orientieren muss, was wirklich gruselig war! Zumal man definitiv nicht allein ist... 
An anderer Stelle gibt es Tore, die man durchschreiten muss, um bestimmte Wege zu öffnen. Schaut man auf eine Felswand und geht dann so zur Seite, dass man durch das Tor auf die Wand starrt, ist dort plötzlich eine Tür.



In einem Level muss man immer wieder zwischen Vergangenheit, in der das Haus noch intakt war, und Gegenwart, in der es eine Ruine ist, wechseln und Runen finden und Rätsel lösen. Das Leveldesign ist also sehr abwechlungsreich und echt einzigartig. 
Recht früh im Spiel wird man mit der Dunkelheit konfrontiert und von dieser berührt. Senua schreit wie am Spieß und ihre Hand färbt sich schwarz. Mit jedem Tod im Spiel breitet sich diese Verseuchung weiter aus und ein Text teilt einem mit, dass das Spiel vorbei und der Speicherstand gelöscht sei, wenn die Verseuchung Senuas Kopf erreicht. Nur keinen Druck!

Fazit

Hellblade ist im Prinzip eine typische Heldengeschichte, in der sich die Protagonistin aufmacht, um gegen das Böse zu kämpfen. In diesem Fall lauert das Böse neben den äußeren Einflüssen aber auch noch in der Heldin selbst und wie in jeder guten Geschichte muss sie sich ihren inneren Dämonen stellen. In diesem Fall ihren Psychosen. Es beginnt eine Reise der Heilung zu werden und Senua verarbeitet viele ihrer inneren Konflikte und überwindet Stück für Stück sowohl ihre Kindheit als auch ihren Schmerz durch den Verlust ihres Geliebten. Dabei schaffen es die Entwickler, mit diesem heiklen und in der Gesellschaft immer noch als Tabu angesehenen Thema sehr überzeugend und sensibel umzugehen. Es werden aber weder Senua noch der Spieler geschont und so geht es oft sehr hart und verstörend zur Sache.


Diese Thematik in ein nordisches Setting zu packen, hat mir sehr gut gefallen.
Daneben glänzt das Spiel mit vielen innovativen und intelligenten Mechaniken, einem abwechslungsreichen Leveldesign und einer bombastischen, bedrückenden und gleichzeitig packenden Geräuschkulisse. Die recht kurze Spieldauer von 8-10h und der einfache Schwierigkeitsgrad trüben das Spielerlebnis in keinster Weise, denn es sind äußerst intensive Stunden und so sicherte ich mir eine weitere Platintrophäe. Auch beim 2. durchspielen bleibt mein Eindruck der selbe, es ist eines der besten Spiele, die ich je gespielt habe und definitiv DAS intensivste Spielerlebnis meine langen Spielerlaufbahn.








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