Detroit Become Human Fazit
Nachdem ich nun einen kurzen Abriss der Story und meiner Erlebnisse im Spiel dargelegt habe, möchte ich die Sache noch abschließend beurteilen. Vorab muss man sich bewusst sein, dass das Spiel zu keinem Zeitpunkt wirklich schwer war. Darauf liegt auch gar nicht der Fokus. Klar, man kann mal ein Quicktime-Event vergeigen und vielleicht stirbt dadurch Connor, aber grundsätzlich ist die Herausforderung des Spiels nicht der Schwierigkeitsgrad. Es ist die Moral. Dabei hat jeder Charakter seine eigene Herangehensweise und auch als Spieler handelt man bei jedem Protagonisten anders. Connor arbeitet ergebnisorientiert und sachlich, man muss entscheiden wie man Verdächtige verhört, doch die Moral ist Nebensache.
Markus hingegen muss die Sache und das große Ganze im Blick behalten. Rechtfertigt Gewalt gegen die eigenen Leute Gegengewalt? Nimmt man den einfachen Weg und zündet die Bombe oder wählt man den moralischen, richtigen Weg und setzt auf gewaltlosen Widerstand, auch wenn die Gefahr besteht, alles zu verlieren?
Kara handelt ausschließlich zum Wohle von Alice. Dabei übernimmt man auch als Spieler ganz automatisch die Verantwortung für die Kleine und muss sich entscheiden. Überfalle ich den Laden um an Geld zu kommen, auch wenn sich dadurch die Beziehung zu Alice verschlechtert? Wem kann man trauen, ohne Alice zu gefährden? Eine schwere Aufgabe, die einem das Spiel aber gekonnt aufzwängt und mit der man klar kommen muss. Beide Frauen waren mir auf Anhieb am sympathischsten und gerade deshalb war das von mir erreichte Ende eigentlich kein Gutes.
Dank der weit verzweigten, oft Level übergreifenden Entscheidungsdiagramme bietet das Spiel einen hohen Wiederspielwert und ich werde es sicherlich irgendwann wieder rauskramen.
Sehr gut gefallen hat mir das ganze Szenario an sich. Der ganze Konflikt Mensch-Maschine wirkte glaubwürdig und zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder an den Haaren herbeigezogen. Dass aus Gründen des eigenen Komforts eine moderne Sklavengesellschaft entstehen könnte, halte ich für absolut realistisch. Dass dabei vor allem die unteren Schichten der Gesellschaft abgehängt werden und es Proteste und Arbeitslosigkeit unter den Menschen gibt, scheint ebenfalls logisch. Viele, wie Todd z.B., wenden sich in solchen Situationen Drogen zu, was die Konflikte innerhalb der Gesellschaft noch verschärft. Das Spiel vermittelt außerdem erfolgreich den Eindruck, als würden die Menschen die Droiden als Werkzeuge oder Gegenstände sehen. Nur die Unschuldigen (die Kinder) und die Gebildeteren, wie der Besitzer von Markus, sehen in den Droiden mehr als einen Gegenstand.
Die Zeitungsartikel, die sich überall in der Welt finden lassen, verschärfen das ganze Szenario noch und greifen dabei auch oft Themen auf, die heute schon aktuell sind. 2038 sind die Bienen ausgestorben, ebenso wie viele andere Arten. Es gibt Roboterzoos, in denen Elefanten und Eisbären untergebracht sind, um den Kindern die Tiere zu zeigen, die es früher einmal gab. Ebenso gibt es natürlich Droidenbordelle, denn menschenähnliche Sklaven, die bedingungslos dienen und sich auch noch echt anfühlen und interagieren, sind absolut denkbar. Der Sexpuppenmarkt wächst schließlich heute schon rasant. Die USA und Russland stehen sich im Spiel im Streit um die Arktis mit Droidenarmeen gegenüber und die Welt steht am Rande eines neuen Weltkrieges. Auch das scheint nicht erfunden zu sein. Russland meldet immer wieder Ansprüche in der Arktis an und dort laufen die Grenzen einiger Länder zusammen. Außerdem lagern dort womöglich große Rohstoffvorkommen. Dass die Armeen dabei aus Droiden bestehen ist auch denkbar, schließlich geht schon heute der Trend in Richtung Drohnen und automatische Waffensysteme.
Obwohl das Spiel in einer nahen Zukunft spielt, schafft es auch parallelen zur Vergangenheit, die äußerst deutlich und denkbar sind. Dass es in den USA extra Abteile und Eingänge für Androiden in den Busen gibt erinnert doch stark an die Geschichte des Landes. Dass Farbige auch vorne in den Bus einsteigen und dort sitzen dürfen ist noch gar nicht so lange der Fall, wie man vielleicht glaubt. Droiden tragen eigene Kleidung, die sie als Droiden kennzeichnet. Auch das hatten wir hier in Europa schon. Am erschreckendsten fand ich allerdings die Szene im Lager am Ende. Kara und Alice mussten ihre Kleidung ablegen und ihre Haut deaktivieren. Somit waren sie entmenschlicht, nur noch nackte, graue Maschinen und es fiel leichter, sie in den Tod zu treiben. Auch schon dagewesen... Und auch die Geschwindigkeit, mit der diese Lager plötzlich errichtet wurden und dass dort die Leichen per Bulldozer aufgetürmt wurden, fand ich erschreckend. Noch verstörender allerdings, dass es mir nicht unrealistisch vorkam...
Die ganze Inszenierung des Spiels ist extrem gelungen. Die Grafik ist super, vor allem die Mimik und die Augen der Protagonisten sehen atemberaubend aus. Die Kameraführung setzt die Geschehnisse super in Szene und untermalt wird das Ganze von einem absolut bombastischen Soundtrack, der unter die Haut geht. Wenn ich heute das Kara-Theme höre, schnürt es mir immer noch die Kehle zu und ich erinnere mich an die Flucht vor Todd aus seinem Haus. Enorm!
Bleibt noch Cloe zu erwähnen. Sie ist eigentlich nur der Hintergrund im Hauptmenü, doch scheint sie den Spieler und seine Aktionen genau zu beobachten. Während sie anfangs ab und an mit Smalltalk und einigen Hintergrundinformationen zum Spiel aufwartet, scheint auch sie im Laufe des Spiels zur Abweichlerin zu werden. Sie beginnt zu singen oder stellt dem Spieler direkt Fragen, die er beantworten soll. Sind wir Freunde? Letztendlich bittet sie darum, gehen zu dürfen, um ihr neues Selbst zu entdecken. Gewährt man ihr diese Bitte, verschwindet sie. Falls nicht, setzt sie ihren Speicher zurück und ist wieder so reserviert wie zu Beginn. Ein cooles Feature! Im Bonusmaterial findet sich eine Umfrage (wohin die Ergebnisse gehen, kann man sich ja vorstellen...) zur Einstellung des Spielers zu künstlichen Intelligenzen. Würden Sie eine Beziehung mit einem Androiden eingehen? Bei einer Notoperation lieber ein menschlicher Arzt oder ein Androide? All das trägt dazu bei, den Spieler zum Nachdenken anzuregen. Sehr gelungen!
Alles in allem kann ich das Spiel also nur empfehlen. Wer Lust auf eine richtig gute Story hat und bereit ist, sich von einem Spiel zum Nachdenken anregen zu lassen, statt immer nur den Abzug zu drücken, der kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten!
Markus hingegen muss die Sache und das große Ganze im Blick behalten. Rechtfertigt Gewalt gegen die eigenen Leute Gegengewalt? Nimmt man den einfachen Weg und zündet die Bombe oder wählt man den moralischen, richtigen Weg und setzt auf gewaltlosen Widerstand, auch wenn die Gefahr besteht, alles zu verlieren?
Kara handelt ausschließlich zum Wohle von Alice. Dabei übernimmt man auch als Spieler ganz automatisch die Verantwortung für die Kleine und muss sich entscheiden. Überfalle ich den Laden um an Geld zu kommen, auch wenn sich dadurch die Beziehung zu Alice verschlechtert? Wem kann man trauen, ohne Alice zu gefährden? Eine schwere Aufgabe, die einem das Spiel aber gekonnt aufzwängt und mit der man klar kommen muss. Beide Frauen waren mir auf Anhieb am sympathischsten und gerade deshalb war das von mir erreichte Ende eigentlich kein Gutes.
Auf ihrer Reise erleben Kara und Alice nicht nur schlimme Dinge... |
Dank der weit verzweigten, oft Level übergreifenden Entscheidungsdiagramme bietet das Spiel einen hohen Wiederspielwert und ich werde es sicherlich irgendwann wieder rauskramen.
Sehr gut gefallen hat mir das ganze Szenario an sich. Der ganze Konflikt Mensch-Maschine wirkte glaubwürdig und zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder an den Haaren herbeigezogen. Dass aus Gründen des eigenen Komforts eine moderne Sklavengesellschaft entstehen könnte, halte ich für absolut realistisch. Dass dabei vor allem die unteren Schichten der Gesellschaft abgehängt werden und es Proteste und Arbeitslosigkeit unter den Menschen gibt, scheint ebenfalls logisch. Viele, wie Todd z.B., wenden sich in solchen Situationen Drogen zu, was die Konflikte innerhalb der Gesellschaft noch verschärft. Das Spiel vermittelt außerdem erfolgreich den Eindruck, als würden die Menschen die Droiden als Werkzeuge oder Gegenstände sehen. Nur die Unschuldigen (die Kinder) und die Gebildeteren, wie der Besitzer von Markus, sehen in den Droiden mehr als einen Gegenstand.
Die Zeitungsartikel, die sich überall in der Welt finden lassen, verschärfen das ganze Szenario noch und greifen dabei auch oft Themen auf, die heute schon aktuell sind. 2038 sind die Bienen ausgestorben, ebenso wie viele andere Arten. Es gibt Roboterzoos, in denen Elefanten und Eisbären untergebracht sind, um den Kindern die Tiere zu zeigen, die es früher einmal gab. Ebenso gibt es natürlich Droidenbordelle, denn menschenähnliche Sklaven, die bedingungslos dienen und sich auch noch echt anfühlen und interagieren, sind absolut denkbar. Der Sexpuppenmarkt wächst schließlich heute schon rasant. Die USA und Russland stehen sich im Spiel im Streit um die Arktis mit Droidenarmeen gegenüber und die Welt steht am Rande eines neuen Weltkrieges. Auch das scheint nicht erfunden zu sein. Russland meldet immer wieder Ansprüche in der Arktis an und dort laufen die Grenzen einiger Länder zusammen. Außerdem lagern dort womöglich große Rohstoffvorkommen. Dass die Armeen dabei aus Droiden bestehen ist auch denkbar, schließlich geht schon heute der Trend in Richtung Drohnen und automatische Waffensysteme.
Obwohl das Spiel in einer nahen Zukunft spielt, schafft es auch parallelen zur Vergangenheit, die äußerst deutlich und denkbar sind. Dass es in den USA extra Abteile und Eingänge für Androiden in den Busen gibt erinnert doch stark an die Geschichte des Landes. Dass Farbige auch vorne in den Bus einsteigen und dort sitzen dürfen ist noch gar nicht so lange der Fall, wie man vielleicht glaubt. Droiden tragen eigene Kleidung, die sie als Droiden kennzeichnet. Auch das hatten wir hier in Europa schon. Am erschreckendsten fand ich allerdings die Szene im Lager am Ende. Kara und Alice mussten ihre Kleidung ablegen und ihre Haut deaktivieren. Somit waren sie entmenschlicht, nur noch nackte, graue Maschinen und es fiel leichter, sie in den Tod zu treiben. Auch schon dagewesen... Und auch die Geschwindigkeit, mit der diese Lager plötzlich errichtet wurden und dass dort die Leichen per Bulldozer aufgetürmt wurden, fand ich erschreckend. Noch verstörender allerdings, dass es mir nicht unrealistisch vorkam...
Die ganze Inszenierung des Spiels ist extrem gelungen. Die Grafik ist super, vor allem die Mimik und die Augen der Protagonisten sehen atemberaubend aus. Die Kameraführung setzt die Geschehnisse super in Szene und untermalt wird das Ganze von einem absolut bombastischen Soundtrack, der unter die Haut geht. Wenn ich heute das Kara-Theme höre, schnürt es mir immer noch die Kehle zu und ich erinnere mich an die Flucht vor Todd aus seinem Haus. Enorm!
Bleibt noch Cloe zu erwähnen. Sie ist eigentlich nur der Hintergrund im Hauptmenü, doch scheint sie den Spieler und seine Aktionen genau zu beobachten. Während sie anfangs ab und an mit Smalltalk und einigen Hintergrundinformationen zum Spiel aufwartet, scheint auch sie im Laufe des Spiels zur Abweichlerin zu werden. Sie beginnt zu singen oder stellt dem Spieler direkt Fragen, die er beantworten soll. Sind wir Freunde? Letztendlich bittet sie darum, gehen zu dürfen, um ihr neues Selbst zu entdecken. Gewährt man ihr diese Bitte, verschwindet sie. Falls nicht, setzt sie ihren Speicher zurück und ist wieder so reserviert wie zu Beginn. Ein cooles Feature! Im Bonusmaterial findet sich eine Umfrage (wohin die Ergebnisse gehen, kann man sich ja vorstellen...) zur Einstellung des Spielers zu künstlichen Intelligenzen. Würden Sie eine Beziehung mit einem Androiden eingehen? Bei einer Notoperation lieber ein menschlicher Arzt oder ein Androide? All das trägt dazu bei, den Spieler zum Nachdenken anzuregen. Sehr gelungen!
Alles in allem kann ich das Spiel also nur empfehlen. Wer Lust auf eine richtig gute Story hat und bereit ist, sich von einem Spiel zum Nachdenken anregen zu lassen, statt immer nur den Abzug zu drücken, der kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten!
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