Der Krieg der Dornen

Es ist soweit, die nächste Erweiterung für World of Warcraft ist da. Battle for Azeroth. Als Blizzard den Trailer zum neuen Addon auf der Blizzcon 2017 vorstellte, war ich nicht begeistert. Anders als 2015, als Legion vorgestellt wurde, schien mir das nächste Thema, der Krieg zwischen Allianz und Horde, nicht spannend genug. Auch die angekündigten Features sahen damals wenig vielversprechend aus und so konzentrierte ich mich eher auf andere Spiele. Doch trotz allem war der Releasetermin des Addons eine Art Deadline, bis zu der ich noch so viele gute Spiele wie möglich spielen wollte, da ich dann voraussichtlich keine Zeit mehr dafür haben würde. Erfahrungswerte.
Das Jahr verging und wir näherten uns immer schneller dem August und der Deadline. Wie vor jedem Addon gestaltet Blizzard den Übergang mit einem Event und viel Show drumherum. In der Vergangenheit waren diese Events recht aufwendig und spaßig wie die Zombieinvasion vor Wrath of the Lichking oder die Erdbeben und Elementaraufstände vor Cataklysm. Diese Jahr heißt das Event "Der Krieg der Dornen". Es erschienen verschiedene Comics, die die Hauptpersonen des nächsten Addons näher beleuchten sollten. Anschließend startete die Videoreihe "Kriegsbringer", in der drei Videos zu drei wichtigen Frauen in BFA erschienen bzw erscheinen werden. Den Anfang machte dabei Jaina Prachtmeer, eine alte Bekannte, die schon seit Warcraft 3 dabei ist und in dieser Zeit viel durchleben musste. Damals noch als naive Schülerin in der Magierstadt Dalaran ("Ich wollte immer nur studieren.") erlebte sie den Fall ihrer Heimat Lordaeron durch die Geißel der Untoten und den Aufstieg ihres Geliebten Arthas zum Lichkönig. Anders als die meisten ihrer Landsleute war sie unvoreingenommen, folgte dem Rat des Wächters Mediev und führte ihre Leute über das große Meer nach Kalimdor. Dort errichtete sie die Stadt Theramore und traf auf Thrall, den Kriegshäuptling der Horde, der ebenfalls Medievs Rat gefolgt war. Obwohl Menschen und Orcs schon seit Warcraft 1 erbitterte Feinde waren, arbeiteten die beiden zusammen und auch während der ersten Jahre von World of Warcraft versuchte sie immer, für Frieden zwischen Allianz und Horde zu sorgen. Als der neue Kriegshäuptling Garrosh Höllschrei ihre Stadt jedoch mit einer Manabombe einäscherte und alle ihre Untertanen dabei tötete, änderte sich ihr Verhalten drastisch. Sie bekämpfte die Horde bei jeder Gelegenheit und verschwand schließlich von der Bildfläche, nachdem sie nicht damit einverstanden war, die Horde wieder in der neutralen Magierstadt Dalaran aufzunehmen, um die Brennende Legion zu bekämpfen. Seither war sie verschwunden. In BFA kommen wir jedoch zum ersten mal in ihre Heimat, nach Kul Tiras. Also hat Blizzard die Dame passender Weise wieder ausgebuddelt. Das Video zu ihr ist ein Lied über die Geschehnisse während Warcraft 3, als ihr Vater, ein großer Admiral aus Kul Tiras, ihr nach Kalimdor folgte um sie zu retten. Er fand dort die Horde vor und griff sie an und Jaina, nun verbündet mit Thrall, ließ es zu das ihr Vater bei den folgenden Kämpfen sein Leben verlor. Im Video sehen wir, wie sie sein altes Schiff vom Meeresgrund hebt und sich auf den Weg macht. Sowohl der Text als auch die Stimmen der beiden Sänger machen das Lied zu einer absolut gelungenen Gänsehautnummer. Und angefixt.
Das zweite Video dreht sich um Sylvanas Windläufer, die Bansheekönigin, die Anführerin der Verlassenen ist und außerdem aktuell den Posten des Kriegshäuptlings der Horde bekleidet. Sie wurde von Arthas getötet, hat sich und ihre Verlassenen von der Geißel abgespaltet und ist seitdem ein eher zwielichtiger Charakter. Sie tut alles um ihrem Volk das Überleben zu ermöglichen und hat in der Vergangenheit auch schonmal zu chemischen Waffen und Angriffskriegen gegriffen.


 Im Ingame-Event erfahren wir auf Seiten der Horde, wie Sylvanas einen Angriff auf die Nachtelfen durchführt. Sie überfällt das Eschental, lässt dort alle Bewohner mit Gift und Schurken ausschalten und wird erst an der Dunkelküste von Malfurion Sturmgrimm, dem Erzdruiden und Anführer der Nachtelfen, gestoppt. Er lässt die Irrwische (Waldgeister, zu denen tote Nachtelfen werden) eine Barriere errichten und so kommt der Vormarsch der Horde zum erliegen. Die Horde umgeht diese jedoch, indem sie über den Teufelswald von Norden in die Dunkelküste einfällt. Die Barriere kollabiert und es bleibt nur die Flucht nach Darnassus. Malfurion stellt Sylvanas und ist dabei sie zu besiegen, als Saurfang, der aktuell die Orcs in der Horde vertritt und ein ehrenhafter Krieger alter Schule ist, sich einmischt und Malfurion niederstreckt. Geplagt von Schuldgefühlen wegen dieses feigen Angriffs verschont er den Erzdruiden und wir sehen das Video zu Sylvanas. Nach einem kurzen Rückblick in ihre Vergangenheit lässt sie den Weltenbaum Teldrassil, auf dem sich die Hauptstadt der Nachtelfen befindet, niederbrennen. Bitch.
Aus Sicht der Allianz ist die ganze Geschichte deutlich dramatischer. Wir werden nach Silitus geschickt, da der Geheimdienst der Allianz der Meinung ist, dorthin marschiere die Armee der Horde. Auch die Flotte der Nachtelfen ist schon auf halbem Weg dorthin. Kurz bevor es losgeht, erfahren wir von der List und eilen ins Eschental. Dort liegen schon überall tote Wachen herum und ein stetiger Strom an Irrwischen kommt aus dem Wald. So viele tote Nachtelfen....
Der Kampf an der Dunkelküste ist der selbe wie auf Seiten der Horde, doch reist man nach dem Sylvanasvideo nach Darnassus. Die Stadt brennt, es ist überall dichter Rauch und Feuer zu sehen. Wir bekommen den Auftrag, so viele Zivilisten wie möglich zu retten. In der Questübersicht erscheint eine Zahl, fast eintausend sind zu retten. Darunter ein Balken. Drei Minuten Zeit. Ich habe 34 geschafft... Überall Schreie und Feuer, extrem bedrückend! Schließlich fällt mein Charakter durch den dichten Rauch in Ohnmacht und wir erwachen wieder im Tempel von Elune, wo die Zivilisten nach Sturmwind evakuiert werden. Genn Graumähne, der König der Worgen von Gilneas, kommt hindurch und rettet seine Frau. Wir folgen.

 
Weiter ging es mit dem Video "Alter Soldat", in dem Saurfang auf der Mauer von Unterstadt steht und auf die Truppen der Allianz hinabblickt. Er erinnert sich an seinen Sohn, der bei einem Angriff der Verlassenen auf Horde, Allianz und Geißel (es tobte gerade eine Schlacht) fiel und später von Arthas wiedererweckt wurde, um als untoter Soldat für die Geißel zu kämpfen. Man erfährt, dass Saurfang müde ist und sich den Kriegertod wünscht. Er legt seine Rüstung ab und marschiert auf die Reihen der Allianz zu. Ein junger Troll (bekannt aus dem Trailer der Blizzcon, der gleichzeitig das Intro des Addons ist) geht mit ihm und schafft es schließlich, ihn zum Umdenken zu überreden. Super gemacht und sehr stimmig! Schließlich endet das Video genau dort, wo das Intro beginnt.
Es folgt die Schlacht um Lordaeron. Da die Horde die Heimat der Nachtelfen vernichtet hat, greift die Allianz nun die Hauptstadt der Verlassenen, also die Stadt von Sylvanas, direkt an.


Es läuft gut für die Allianz, bis Sylvanas die Seuche gegen ihren Feind einsetzen lässt. Die Gefallenen werden von ihr reanimiert und wir fliehen vor der tödlichen grünen Wolke, die von Katapulten und mit Gasmasken ausgerüsteten Verlassenen über uns gebracht wird. Auf Seiten der Horde erhalten wir eine Gasmaske und können, falls gewünscht, auch selber einen Seuchenwerfer zur Hand nehmen und Jagd auf die Allianzsoldaten machen. Es folgt die erste Zwischensequenz.


Jaina taucht mit dem Schiff ihres Vaters, welches sie im Video zu ihrem Lied gehoben hat, am Himmel fliegend auf und friert per Zauber die Seuche und Horde ein. Was für ein Auftritt! Sie ist nicht umsonst die mächtigste Magierin auf Azeroth, abgesehen vielleicht von Khadgar. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, lässt sie das magische Schiff eine volle Breitseite auf die Mauern Lordaerons feuern und öffnet uns so eine Bresche. Mega!
Mit neuer Energie stürmen wir durch die Öffnung, kämpfen uns an den Trollen im Inneren vorbei in den Innenhof und landen in der Falle. Weitere Seuchenschleudern und Bogenschützen auf den Mauern sowie eine Armee der Verlassenen warten hier auf uns. Plötzlich öffnen sich Portale in unseren Reihen und die Leerenelfen von Aleria Windläufer (Schwester von Sylvanas) und die Gnome um Hochtüftler Mekkadrill tauchen auf. Im Gepäck haben sie gnomische Kampfpanzer, die von den Spielern genutzt werden können. Also geht das fleißige Schlachten weiter, bis Sylvanas zum Rückzug bläst und einen Seuchentank sprengt.


Schnell füllt sich der Innenhof mit den grünen Wolken und wir eilen der Horde hinterher, bloß weg von den grünen Schwaden! Wir treffen auf Saurfang, der sich nicht zur Aufgabe überreden lässt. Wir geben ihm Saures und er bricht zusammen. Anduin jedoch lässt ihn abführen und einsperren statt ihn zu töten. Der wird uns also noch öfter begegnen.
Es folgt das Abschlusscinematic. Anduin, Genn, Jaina und Aleria betreten den Thronsaal, wo Sylvanas auf dem Thron sitzend auf uns wartet.


Ein kurzes Wortgefecht folgt, dann springt Sylvanas per Bansheesuperkraft durch das Fenster an der Decke und überall im Thronsaal explodieren versteckte Fässer und setzen die Seuche frei. Jaina rettet die Anführer der Allianz mit einem Schutzschild und teleportiert alle auf das Luftschiff der Allianz. Sylvanas steht uns auf ihrem Luftschiff mit ihren Anführern gegenüber und grinst breit. Wir haben der Horde also zwar eine Hauptstadt abgenommen, können diese jedoch nicht nutzen. Alles ist verseucht und wenn man hinterher dorthin reist und landet, schadet einem die Seuche mächtig. Um 25% pro Sekunde schmilzt unser Lebensbalken!



Insgesamt war es ein sehr stimmiges Preevent, dass uns Spieler gut auf den kommenden Krieg eingestimmt hat. Als Hordespieler frage ich mich jedoch, wohin dieser neue Weg der Horde gehen wird. So geht es vielen Spielern und so ruhen große Hoffnungen auf Saurfang. Hoffentlich kann er die Horde auf den ehrenhaften, richtigen Weg zurückführen. Gleichzeitig ist uns jedoch auch klar, dass Sylvanas für ihre Taten irgendwie bezahlen muss. Entweder sie wird gestürzt, als Raidboss besiegt oder sie opfert sich im Kampf gegen irgendeine große Bedrohnung, die sicherlich noch im Laufe des Addons erscheinen wird. Dass wäre zumindest ein positiver Abgang.
Als Allianzspieler bekam man von Blizzard nun genügend Gründe, sich mit ganzer Kraft in den Krieg gegen die Horde zu werfen. Der Überfall auf Darnassus war so gut inszeniert, dass ich auf jeden Fall Rache für den großen Baum und die vielen toten Nachtelfen will. Und dabei mochte ich beide nicht mal besonders...
Obendrauf gabs ein schickes Mount spendiert, dass zumindest für die Allianz ganz cool aussieht.


Auffällig ist, wie drastisch Blizzard die Ereignisse darstellt. Die vielen Irrwische im Eschental, die Evakuierung von Darnassus und dass man mit Seuchenwerfern auf die Feinde losgehen kann, dass sind neue Dimensionen. Dass dieser Krieg uns innerhalb von zwei Wochen zwei seit Classic bestehende Hauptstädte gekostet hat, ist ebenfalls eine neue Dimension. In der Vergangenheit hat uns Blizzard nur einzelne Hauptcharaktere genommen, was schon schmerzlich genug war. Mal sehen, wohin diese Reise gehen wird. Doch der Hypetrain, der rast nun und ich klebe vorne an der Windschutzscheibe! Verdammt, das Entertainment im Firmennamen steht bei Blizzard nicht umsonst!

Für die Allianz!

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