What remains of Edith Finch: Fazit

Im PS-Plus-Abo war im Mai ein Spiel enthalten, dass ich schon lange auf der Liste hatte und welches hochgelobt ist und als Geheimtipp gilt: What remains of Edith Finch. Es ist eines dieser kurzen, einfachen Spiele, bei denen der Fokus auf dem Erlebnis und den Emotionen des Spielers liegt und nicht auf hartem Gameplay. Ein Trend, der seit den Spielen von Telltale (die leider inzwischen dicht gemacht haben) sehr populär geworden ist, was ich sehr begrüße. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Edith Finch (Überraschung), die ein das Haus ihrer Großmutter zurückkehrt, in dem sie als Kind gelebt hat. Sie versucht herauszufinden, welches Schicksal ihren Vorfahren widerfahren ist, denn jeder in der Familie Finch ist eines unnatürlichen und zu frühen Todes gestorben. Außer Omi Finch, die hat bis zum Ende in dem Haus durchgehalten.

Die Story

Man beginnt auf einer Fähre, in der Hand ein Blumenstrauß und ein Tagebuch. In dem beginnt die Person zu lesen und wir tauchen ein in die Gedankenwelt von Edith. Ihre Gedanken tauchen auch in der Welt als Text auf, was manchmal ein ganz cooler Effekt ist.


Sie wandert durch einen kleinen Wald zum Finch-Haus, welches stark nach dem Fuchsbau der Familie Weasley aus Harry Potter aussieht. Beim betreten des Hauses fällt sofort auf, wie detailliert dieses ist. Alles wirkt, als hätten die Bewohner es fluchtartig verlassen und am Tag zuvor noch ganz normal ihren Alltag dort verbracht. Geschirr in der Küche, Bilder an den Wänden und in jedem Zimmer Unmengen an Büchern. Omi Finch muss eine ziemliche Leseratte gewesen sein...


Schnell fällt auch auf, dass die Türen des Hauses versiegelt wurden. Eine Maßnahme von Ediths Mutter, die sie immer dann anwendete, wenn das Kind, dem das Zimmer gehörte, gestorben war. Doch dieser Fuchsbau verfügt über viele kleine Geheimgänge, durch die man sich von Zimmer zu Zimmer arbeitet und dort die Geschichte des Ablebens der Person nachspielt. Anschließend vervollständigt Edith den Stammbaum in ihrem Tagebuch.
Jede Geschichte ist anders dargestellt, sowohl was die Präsentation als auch das Gameplay angeht. Ein kleines Mädchen hatte beispielsweise großen Hunger und isst alles, was sie finden kann. Hasenfutter, Zahnpasta, die schönen roten Beeren auf dem Fensterbrett.


Plötzlich verwandelt sie sich in eine Katze und man springt einem Vogel von Ast zu Ast hinterher, erreicht ihn jedoch nie. Dann wird sie ein Hai, der einen Abhang hinunter rollt, um dort zu einer Eule zu werden.


Jetzt hört sie die Hasen und ihr und man muss im Sturzflug diese Hasen fangen. Anschließend wird sie ein Monster, von dem man nur einen Tentakel sieht. Als dieser Tentakel schlängelt man sich über einen Fischkutter und frisst die Besatzung. Dann ist sie plötzlich wieder sie selbst und liegt in ihrem Bett. Sie hat also durch die Beeren halluziniert und immer mehr von ihnen gegessen, womit sie sich schließlich tödlich vergiftet hat. Der Moment am Ende jeder Geschichte, wenn man plötzlich versteht was gerade passiert ist, war schon bei fast allen Geschichten eine Überraschung und etwas verstörend.

Die Steuerung

Ist man als Edith im Haus unterwegs, steuert man in der Egoperspektive und quälend langsamen Tempo durch die Welt. Das ist gut, um sich wirklich jedes Detail anzuschauen, ist auf Dauer aber recht belastend für mich gewesen.
Die Level sind da schon deutlich cooler, denn abwechslungsreich. So ist man in einem Level ein Frosch, der in der Badewanne des Babys herumspringen kann. Die Mutter hat das Wasser schon abgelassen und musste dann kurz zum Telefon gehen. Durch das rumgespringe des Frosches landet der Stöpsel jedoch wieder in der Wanne und das Wasser steigt. Alles ist sehr bunt und die Fische und anderen Spielzeuge singen und reden mit dem Kind. Doch am Ende des Levels bleibt die Erkenntnis: man hat gerade ein Baby ertränkt! Wirklich übel...


Ein weiterer Finch arbeitete in einer Fischfabrik und dort muss man immer einen Fisch nehmen und in die Enthauptungsmaschine schieben. Dabei hat er allerdings Tagträume und stellt sich vor, er wäre ein Held. Also steuert man diesen Helden in der Draufsicht durch ein Labyrinth, während man mit dem anderen Analogstick den Fisch durchs Bild schiebt. Gehirntraining pur! Die Level im Hintergrund werden immer detaillierter, erst 3D, dann mit mehr Texturen usw. Über allem jedoch immer dieser Fisch... Am Ende verneigt er sich vor der Königin und landet dabei mit dem Kopf in der Maschine.


Das waren nur zwei Beispiele des Leveldesigns und der damit verbundenen Steuerung. Insgesamt sind es recht viele Level, jedes mit eigener Steuerung. Wirklich cool gemacht!

Grafik und Sound

Die Grafik des Spiels ist..ok. Es sieht alles gut aus, doch auch nicht umwerfend. Muss es ja aber auch nicht, denn durch die verschiedenen Stile der einzelnen Level braucht es oftmals auch keine High-End Grafik. Der Sound gefällt mir sehr gut, dass Spiel hat einen sehr ruhigen, emotionalen und stimmungsvollen Soundtrack und die englische Originalstimme von Edith ist ebenfalls sehr stimmig.




Fazit

Zu Beginn liefert einem das Spiel genau das, was man erwartet hat: ein stimmungsvolles, ruhiges Erkundungsspiel, dass mit seinem Detailgrad und Gefühl überzeugen kann. Mit fortschreitendem Verlauf kommen noch die abwechslungsreichen und sehr kreativ gestalteten Geschichten der einzelnen Familienmitglieder dazu, bei denen es einige überraschende und bedrückende Momente gibt. Am Ende folgt noch der überraschende Abschluss der Geschichte, der mich kurz hat schlucken lassen. Alles in allem war es also eine durchaus lohnende Erfahrung, blieb aber hinter meinen Erwartungen zurück. Es gab keine Pippi-in-den-Augen-Momente (zumindest für mich), mit denen ich eigentlich gerechnet hatte, nachdem ich mir einige Berichte zu dem Spiel angesehen habe. Ob meine Erwartungen einfach zu groß waren oder ich emotional mittlerweile so abgestumpft bin, dass mich solche Spiele nicht mehr schocken können, weiß ich nicht. Das heißt ja aber nicht, dass es sowas nicht bei anderen Leuten auslösen würde, denn das Potenzial ist definitiv dafür da.
Mit seinen knapp 6 Stunden war es außerdem ein recht kurzes Vergnügen, an dessen Ende ich 100% des Spiels erreicht hatte, dafür jedoch keine Platin-Trophäe einheimsen konnte. Es gibt einfach keine. Schade eigentlich.

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